Das neue Gemeindehaus

Der Neubau eines Gemeindehauses wurde notwendig, weil das historische Gebäude – An der Apostelkirche 2 – nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprach. Mit einer Fläche von 600 m² war es zu groß für eine städtische Gemeinde geworden, die Anfang des neuen Jahrtausends nur noch etwa ein Zehntel der einstigen  Mitgliederzahl umfasst. Ferner erwiesen sich die hohen Unterhaltskosten als nicht mehr wirtschaftlich. Bausubstanz und Ausstattung waren veraltet und zudem gestatteten die Räumlichkeiten keine barrierefreie Nutzung.

Vor diesem Hintergrund beschloss der Kirchenvorstand, das alte Gemeindehaus zu verkaufen und die dadurch freiwerdenden Mittel für einen Neubau an der Südseite der Kirche zu verwenden. Mit der Konzeption und Durchführung des Projekts wurden die Architekten Wolfgang-Michael Pax und Anja Brüning betraut, die ihren Bauentwurf 2007 der Öffentlichkeit vorstellten. Sie entwickelten das Projekt als einen Versuch, „auf kleiner Grundfläche mit großer Disziplin in einer angemessenen Sprache als Baukörper eine Eigenständigkeit zu formulieren und darüber in den Dialog mit dem hochrangigen Baudenkmal [d. i. die Apostelkirche] zu treten“ (Erläuterungen der Architekten). Der Anbau konnte im März 2013 feierlich eröffnet werden.

Webseite der Architekten Wolfgang-Michael Pax und Anja Brüning

Die neuen Gemeinderäume befinden sich nun in einem zweigeschossigen Erweiterungsbau ohne Keller. Dieser bindet die Kirche im Bereich des südlichen Querschiffes mit gering gehaltenen Eingriffen behutsam an: Im Erdgeschoss und im Obergeschoss bietet das Foyer einen stufenlosen Zugang zu dem Kirchenschiff und den Emporen. Ein Lift verbindet die beiden Stockwerke des Gemeindehauses und gewährleistet so, dass heute auch Menschen mit Behinderung einen einfachen Zugang zu den Räumlichkeiten sowie der Empore im Kircheninnern erhalten.

Das Bauwerk ist ein Massivbau, der in Ort- und Stahlbeton-Fertigteil­bau­wei­se erstellt wurde. Eine Besonderheit, die sofort ins Auge fällt, ist seine prägnante Fassade, die man als hinterlüftete Cortenstahl-Konstruktion in geschosshohen Kassetten gegliedert ausgeführt hat. Cortenstahl rostet nach und nach an der Oberfläche, sodass diese mittlerweile eine rötliche Farbe erhalten hat, die ganz bewusst an die Ziegelsteine der Apostelkirche erinnert. Der so verwirklichte Dialog mit dem Sakralbau wird darüber hinaus auch in dem geschliffenen Sichtestrich spürbar, der für die Verkehrsflächen des Anbaus verwendet wurde: Er reflektiert den schlichten Asphaltboden der Kirche und wurde auch bei der sanierungsbedingten Erneuerung der Bodenkonstruktion der Emporen gewählt. Die Treppe besteht aus massiven Basaltlava-Stufen, der Gemeindesaal verfügt über ein geöltes Akazienparkett, Büros und Besprechungsraum besitzen einen Textilbodenbelag.

In dem Gebäude befinden sich die Büroräume des Pfarramtes und des Sekretariats. Der Gemeindesaal bietet den Veranstaltungen und Treffen der Gemeindemitglieder Raum.