Die Geschichte
Im Jahr 1906...
Die erste Orgel der gerade erst gebauten und geweihten Markuskirche am Lister Platz ist geliefert, eingebaut und intoniert. Die ersten Gottesdienste und Konzerte erklingen, der Gemeindegesang wird durch das gelungene Instrument unterstützt, der Organist ist stolz auf die neue Orgel. Wunderbar fügt sich das Instrument mit seinen romantischen Klängen in den Kirchenraum ein. Alle Register, die damals ausgewählt wurden, verschmelzen zu einem großen Ganzen.
In der Steinriede, nur einen Steinwurf von der Markuskirche entfernt...
Wir befinden uns in den Räumen der Firma Furtwängler & Hammer. Eine zweite, eine dritte, vielleicht auch eine vierte Orgel wird zur gleichen Zeit produziert. Das Geschäft läuft: Gemeinden bestellen bei der renommierten Firma. Die Orgelbauer in der Pfeifenherstellung kommen kaum hinterher. Alle Chargen unterschiedlichster Register liegen in den Räumen der Firma und warten auf den Einbau. Nun ist Hildesheim an der Reihe, Ortsteil Himmelsthür. Und wieder wird eine Orgel, genauer gesagt, ein bestimmtes Register ausgeliefert, welches ebenso in der Markuskirche erklingen könnte.
114 Jahre später, im Jahr 2020…
Die erste Orgel der Markuskirche klingt schon seit über 60 Jahren nicht mehr. Kriegsschäden hatten dem alt-ehrwürdigen Instrument den Garaus gemacht; es war nichts mehr zu retten. Die Kirche war im Laufe der Zeit umgestaltet worden, die neue Orgel der Firma Ott wurde installiert und traf damals 1958 genau den Geschmack der Zeit. Dinge ändern sich. Doch die warmen Klänge der Furtwängler & Hammer-Orgel von 1906 sind unvergessen, sie erfüllen gedanklich noch den Raum. Irgendetwas fehlt.
Ist es Zufall, Glück, Fügung? Erhalten blieb in den Jahren die Orgel in Himmelsthür. Aber niemand hat mehr Verwendung für sie. Die originalen Pfeifen sind noch da, die vor 114 Jahren vielleicht in der Steinriede bei der Firma Furtwängler & Hammer neben denen für die Markuskirche lagen. Bereit, in die bestellten Orgeln eingebaut zu werden. War es Zufall, dass die Pfeifen der Gambe 8’ nach Hildesheim kamen und nicht in die Markuskirche? Jedenfalls könnten sie heute den alten Klang der Markuskirche zurückbringen.
Der alte Klang kehrt zurück
Die Originalpfeifen von 1906, wie sie auch in der Markuskirche hätten verbaut werden können, sollen bald wieder in einem Raum klingen, für den sie gebaut worden sind. Die Vorstellung, dass restaurierte alte Pfeifen den Originalklang, der zur Einweihung der Kirche die Gemeinde begleitete, wieder aus der Vergessenheit holen und die musikalischen Möglichkeiten der Orgel damit wunderbar zu erweitern, ist ergreifend. Der alte Klang kehrt zurück!
Und die große alte Dame, die uns in den Jahren dazwischen begleitet hat?
Wir polieren unsere Ott-Orgel auf und vertreiben die Spuren der Zeit aus Pfeifen und Gebälk, denn auch sie ist auf ihre Weise ein besonderer Schatz in unserer Stadt. So verbinden wir beide Orgeln zu EINEM großartigen Instrument für den Klang in unserem Raum.
Martin Dietterle, Kantor der Markuskirche